Birgit war fünfeinhalb Tage an Bord. Davon lagen wir eineinhalb Tage im Hafen um zu viel Wind abzuwettern (um nach Kilehamn zu kommen, hatten wir die frühen Morgenstunden genutzt, kurz bevor der Wind kam). Allerdings ist sie in den verbleibenden dreieinhalb Tagen gut 170sm mit uns gesegelt. Nicht schlecht!
In Pietarsaari/Jakobstad brachten wir Birgit zum Bus und sagten „Tschüß“! Ein bisschen skeptisch waren wir schon, ob da wirklich ein Bus fuhr, denn die Stadt wirkte mehr als ausgestorben. Aber er fuhr und sie kam gut nach Hause. Birgit, es war schön mit dir!
Für uns waren mal wieder nördliche Winde angesagt, also von vorne. So motorten wir durch das enge und unheimlich hübsche Schärenfahrwasser des Nationalparks Kvarken.
Aber eigentlich fanden wir es doof zu motoren und es war sehr hübsch in den Schären. Also machten wir auf einer kleinen Insel mit dem Namen Köpmansholmen fest. Dort gab es ein Café und viele Finnen kamen mit ihren Motorbooten vorbei, fuhren aber auch bald wieder weg. Wir zahlten gigantische 5,- Hafengeld für diesen wunderschönen Patz und noch einmal 5,- für die Sauna. Und es war die perfekte Sauna, nur für uns! Mit Holz beheizt bot sie doch noch mal ein ganz anderes Saunaerlebnis als mit einem Elektroofen. Und die Badestelle nebenan war herrlich und wurde eifrig genutzt (also nicht von Hendrik…). Vor der Sauna wollten wir jedoch noch das WM-Spiel Deutschland gegen Mexiko schauen. Hendrik organisierte das perfekte WM-Studio im Cockpit. Über das Ergebnis trösteten wir uns anschließend beim Schwitzen.
Die Gegend ist wunderschön und wir könnten hier ohne weiteres noch länger bleiben. Wir checkten die Windvorhersage und überlegen hin und her. In den nächsten Tagen ist sehr viel Wind angesagt und da lohnt es sich einerseits, Strecke zu machen. Andererseits brauchen wir auch zwischendurch geschützte Häfen, um mal zu viel Wind abwettern zu können. Die Entscheidung fällt also für das Weiterfahren.
Heute morgen prasselte zum ersten Mal auf dieser Tour ordentlich Regen auf unser Vorschiffsluk. Ein Grund, sich nochmal umzudrehen… Aber nicht zu lang, wir wollten ja los. Der Wind pustete mit 5-6 aus SSW, wir hatten ihn also schräg von hinten und kamen schnell voran. Die bedrohlichen Wolken blieben brav hinter uns.
Wir liegen nun in Ohtakari, ca. 40sm südlich von Raahe an der ziemlich rummeligen Fischerpier. Der einzige Platz, an dem wir ordentlich liegen können. Hendrik organisiert abenteuerlich Strom und die Duschen sind abgeschlossen. Aber draußen pfeift der Wind und wir sitzen gemütlich im Schiff, kochen und entspannen nach der etwas anstrengenden Tour heute. Inzwischen sind wir schon ganz schön weit im Norden. Wenn wir tagsüber unterwegs sind, sehen wir so gut wie keine Schiffe unterwegs, andere Segelschiffe höchstens am Wochenende oder in der Nähe einer Stadt. Dafür umso mehr Motorboote. Ein Zeichen dafür, dass hier kein richtiges Segelgebiet ist, sind die Gewohnheiten der hiesigen Fischer. Sie legen ihre Stellnetze mitten in die Fahrtwege und die Netze sind nicht, wie wir es aus Dänemark oder Schweden gewohnt sind, weit unter Wasser, sondern genau auf der Wasseroberfläche. Das zwang uns zu so manchem spontanen Manöver, denn die Fähnchen sind schwarz und man erkennt die Netzmarkierung erst ziemlich spät.
Die Sonne geht hier zurzeit um Mitternacht unter und vor drei Uhr morgens wieder auf. Belastbare Tests haben ergeben, dass es nachts gar nicht mehr dunkel wird. Bis Haparanda ist es nun gar nicht mehr weit. Noch zwei oder drei Etappen und wir sind da. Allerdings ist in den nächsten Tagen recht viel Wind angesagt, so dass wir schauen müssen, ob wir segeln können oder doch noch mal einen Tag in einem der raren Häfen hier verbringen.